1952 wurde ich als drittes von acht Kindern in Visp geboren. Von klein auf habe ich immer sehr viel gebastelt und gezeichnet. In der Werkstatt meines Vaters lernte ich den Umgang mit Maschinen. Meine Mutter hat immer ganz besonders alles Kreative gefördert. Ihre Mutter hatte Kunst studiert, aber nach der Heirat mit einem Bauern und der Geburt von 9 Kindern blieb keine Zeit mehr für künstlerisches Arbeiten.
Von 1968 -72 besuchte ich in Bern die Lehrerinnenausbildung. Dort durfte ich im Zeichenunterricht weitere Techniken des Gestaltens kennen lernen. Dabei erlebte ich beim Modellieren mit Ton, dass meine Hände wie ein Erinnerungsvermögen an Formen haben.
Während den fünf Jahren, in welchen ich als Lehrerin tätig war, war mir die Förderung der Kreativität meiner Schüler ein besonderes Anliegen. Daneben machte ich in der Freizeit immer wieder die Erfahrung, wie beglückend und erfüllend es ist, handwerklich und künstlerisch tätig zu sein.
Mein Weg führte aber vorerst in eine andere Richtung weiter. 1977 begann ich in Bern das Theologiestudium. Während dieser Zeit stand vor allem der kreative Umgang mit Wort und Stimme im Vordergrund. Damals begann ich auch, Gesangsunterricht zu nehmen.
1984 trat ich eine Stelle als reformierte Pfarrerin in Ostermundigen an und ich blieb dort bis zu meiner Pensionierung 2017 tätig. In der Lagerarbeit mit Kindern und Jugendlichen wuchs der Wunsch, die gedanklichen Inhalte kreativ zu vertiefen. Als geeignetes Medium entdeckte ich das Arbeiten mit Speckstein. Immer mehr faszinierte mich das Absolute des Steins (was weg ist, ist weg). Dabei war es mir ein besonderes Anliegen, die Kinder zu ermuntern, sich von der Form des Steins inspirieren zu lassen.
Das Suchen nach der dem Stein eigenen Form und das sich Beschränken auf wenig Linien und Flächen, erlebte ich gerade in der Arbeit mit Jugendlichen als sehr wertvoll.
Immer öfters bearbeitete ich auch selbst Steine und merkte, dass mir das Dreidimensionale liegt. Das Formgefühl und ein grosses Ringen um Schönheit, Harmonie und Spannung wurden immer wichtiger. 1994 besuchte ich einen Bildhauerkurs. Von da an nahm das Bearbeiten von verschiedenen Steinen fast meine ganze Freizeit in Beschlag. Ich besuchte so oft wie möglich verschiedenste Kurse (auch in Deutschland, Frankreich und Italien), um sowohl technisch wie auch künstlerisch weiterzukommen. Während mehr als 15 Jahren besuchte ich mindestens einmal wöchentlich einen Kurs in der Nähe. Ich nahm auch intensiv teil am Entstehen der Werke der andern Kursteilnehmenden und erhielt dabei viele Anregungen. Von Anfang an war es mir ein besonderes Anliegen, auf die dem Stein innewohnende Form zu lauschen. Daneben stelle ich mir aber auch ganz bewusst Themen, um verschiedene Stile auszuprobieren um nicht festzufahren.
Um noch andere Gestaltungsmöglichkeiten zu entdecken, begann ich, auch mit Ton zu arbeiten. Einige dieser so entstandenen Werke liess ich in Bronze giessen.
Ich erlernte bei Marcel Peringioli auch das Arbeiten mit Wachs, welches wieder andere Möglichkeiten bietet. Im Herbst 2018 wuchs die Idee, aus Wachs eine grössere, mehrteilige Figur zu schaffen. Durch die Wintermonate hindurch entstand so eine abstrakte Figur. Weil ihr etwas fehlte, setzte ich ihr das Köpfchen von einer andern Statue auf. Da stand plötzlich Venus, die Schaumgeborene vor mir. Durch die Anregung einer Bekannten schuf ich im nächsten Winter einen Merkur. Erst da entstand der Wunsch, alle sieben sichtbaren Planeten zu formen. Dafür setzte ich mich intensiv mit der griechischen, römischen und germanischen Mythologie auseinander. Erst im Frühsommer 2022 wurden die Arbeiten fertig.
In all meinem Schaffen sind für mich Theologie und Kunst oft sehr nahe beieinander. Für mich gibt es kein künstlerisches Arbeiten ohne Inspiration, ohne Einbeziehen des Transzendenten, der geistigen Welt (in allen Religionen).
Wenn im Schöpfungsbericht Gott den Menschen nach seinem Bilde schuf, so hat er ihn eben als Künstler geschaffen, weil Gott ja bisher immer als Schöpfer auftrat. Das Ringen um die Form und das beharrliche Dranbleiben bei der Arbeit ist für mich immer auch Meditation und Gebet.